Auch dieses Jahr stellte die Corona-Pandemie kein Hindernis für das alljährliche Herbstschulungslager dar. Ganz im Gegenteil, unter den Vorgaben von 3G (getestet, genesen oder geimpft) konnte das Heschula unter ganz normalen Verhältnissen abgehalten werden. Es wurde wieder in der Lackierkabine übernachtet, in der Werkstatt gefrühstückt und in der Küche gekocht. Auch beim Flugbetrieb konnte auf eine dauerhafte Infektions-Gruppeneinteilung und Masken verzichtet werden. Besonders dieses Heschula war auch seine Rundenfreiheit. Dies stellte die einige Wochen vorher probeweise eingeführte Abschaffung der Runden auf seine härteste Probe. So konnten wir widerspruchsfrei eine offene Fehlerkultur führen und auch befürchtete soziale Fehltritte der Teilnehmer blieben aus. Mit dabei waren Akaflieger aus München, Stuttgart, Esslingen, Darmstadt, Aachen und Hannover jeweils in Begleitung von der Münchner ASK 21, der doppelsitzigen fs31 und der fs35, die uns jede Menge F-Schlepps bescherte, und der Esslinger und Darmstädter 21. Die Aachner brachten ihre DG-1000T und die Glasflügel Hornet mit und auch die Hannoveraner steuerten ihren Twin Astir Trainer doppelsitzig und den Astir CS einsitzig bei. Unser Flugzeugpark wurde dieses Jahr anfangs durch die AK-5, die AK-5b und den Twin vertreten, etwas später kam die DG-1000J mit wieder repariertem Fahrwerk dazu.
Fliegerisch war das Heschula auch dieses Jahr wieder für alle Beteiligten ein voller Erfolg. Bis auf einen Tag konnte in der ersten Woche immer geflogen werden. Der verregnete Tag wurde von einigen genutzt, um Bouldern zu gehen, sich Karlsruhe anzuschauen oder einfach mal einen Tag sich auszuruhen. An den anderen Tagen hat das Wetter für diese Jahreszeit sehr gut mitgespielt, sodass viele Flugschüler, ihre Corona bedingte mäßige Flugsaison doch noch erfolgreich abschließen konnten. Obwohl es nicht sehr wahrscheinlich ist in dieser Jahreszeit Thermik zu finden, schafften es doch einige sich längere Zeit oben zu halten, was die Motivation nochmal deutlich steigerte. Auch das Bergfest konnte dieses Jahr wieder gefeiert werden, dank Doros Organisation kam der soziale Aspekt des Heschulas nicht zu kurz, ganz im Gegenteil, nach der langen sozialen Pause in der Idaflieg konnte endlich wieder gefeiert und Kontakte geknüpft werden.
Am Sonntag nach dem Bergfest vertrieb man sich die Zeit im Europabad oder ging sich das Schloss anschauen. Die zweite Woche begann dann mit ganz vielen Windenstarts bei anfangs bedeckten, aber sich im Laufe des Tages besserndem Wetter und so wurde bis Sunset geflogen und die Flieger mussten im Dunklen abgebaut werden. Selten musste der Flugbetrieb aufgrund von Regen unterbrochen oder früher beendet werden. Mit der Dynamic und der fs35 waren zwei Schleppmaschinen vorhanden und so wurden etliche F-Schlepps gemacht, sei es für Kunstflug, F-Schleppschulung oder Trudeleinweisungen. Gerade für die Flugschüler die optimale Gelegenheit schnelle Fortschritte in ihrer Ausbildung zu erzielen. Auch die Ausbildung auf der Winde kam nicht zu kurz und so wurde jedem Windenschüler ermöglicht, viele Schlepptage und Schlepps zu sammeln. Mit den insgesamt acht Doppelsitzern, 4 Einsitzern und zwei Schleppflugzeug kamen 781 Starts zustande, einige davon absolvierte dieses Jahr das AK-X 1:2 Modell, das somit still und heimlich sein Heschula-Soft-Debüt feierte. Den Chef-FI-Posten belegten in hervorragend harmonierender Gemeinschaftsarbeit Azubi, als frischgebackener FI mit Rheinstetten-Weisheit, zusammen mit Rapante aus Darmstadt, als ATO-Papierkram-Kämpfer. Ebenfalls erwähnenswert ist die unermüdliche Leistung von T(h)or als Windenpate, der mit Erfolg dafür gesorgt hat, dass unsere Winde jeden Tag schleppklar war. Aber auch Dank der zahlreichen Fluglehrer und Flugzeugpaten, der Lagerleitung, ausgeführt von Waver, und derjenigen, die zuhause externe Teilnehmer beherbergten war das diesjährige Herbstschulungslager ein voller Erfolg.
Das alljährliche Herbstschulungslager in Karlsruhe fand vom 03.10. – 18.10. 2020 statt. Dabei besuchten uns Akaflieger aus Aachen, Hannover, Darmstadt, München, Stuttgart und Esslingen, die neben ihren Flugschülern auch Fluglehrer und Schulungs-Doppelsitzer mitbrachten.
Doch wie (erfolgreich) lief das alles während einer Pandemie ab?
Fluglehrer, Flugschüler und Organisationsleiter ziehen Resümee…
…Fluglehrer
– Stefan „Zischi“ Zistler FTAG Esslingen
Es ist fast überflüssig zu erwähnen, wie viel zusätzlichen Aufwand die Pandemie in die Organisation und die Durchführung des Lagers gebracht hat. Es galt, ein Hygienekonzept zu erstellen, Gruppen wurden eingeteilt, Räumlichkeiten und Übernachtungsmöglichkeiten gesucht, Testergebnisse abgewartet … Und so war diesmal natürlich Alles ein klein wenig anders; übernachtet wurde in kleinsten Gruppen bei den Einheimischen, gegessen und gebrieft wurde im Freien und auch der Flugbetrieb fand in getrennten Gruppen statt, um eine Durchmischung weitestgehend zu verhindern. Man kann es jedoch nicht verheimlichen: das gemeinsame Zusammensein in der Werkstatt nach dem Flugbetrieb war einfach durch nichts zu ersetzen, das hat uns wirklich schmerzlich gefehlt.
Dafür war der Flugbetrieb an sich wieder sehr erfolgreich und lehrreich für alle Beteiligten. Das Wetter lies es tatsächlich zu, dass an beinahe allen Tagen geflogen wurde. Und das fast immer von 9:00 bis 18:00 Uhr! Auch für so manchen Fluglehrer unter uns, der den trägen Vereinsbetrieb am Wochenende gewohnt ist, war es eine wahre Grenzerfahrung, 10 oder mehr Tage am Stück bis zu 20 Schulungsstarts am Tag zu machen.
Jeden Tag auf Neue angetrieben und motiviert haben uns Lehrer allerdings wieder die unglaubliche Motivation und der nicht zu brechende Tatendrang der Flugschüler. Einfach jeder der Teilnehmenden wollte so viele Starts wie möglichaus dem Lager rausholen, und so wurde mit größtem Fleiß Winde gefahren, Seile geholt, Flugzeuge aufgebaut, geflogen und mit viel zu schnellen Lepos zurückgezogen. Mancher FI fürchtete sogar schon um sein Statussymbol (FI-Bauch), das durch die viele körperliche Ertüchtigung zeitweise sehr gefährdet war. Es hat aber einfach wahnsinnig Spaß gemacht, mit einer so motivierten Truppe den Flugbetrieb zu gestalten!
Ein besonderes Merkmal des HeSchuLa ist auch immer, dass bei außergewöhnlichen Bedingungen geflogen wird, bei denen normalerweise kein ziviler Flugsportler auch nur das Haus verlässt. So sind Windenstarts bei 200m Wolkenuntergrenze und leichtem Regen nicht ungewöhnlich. Flüge bis kurz vor Sunset sind an der Tagesordnung. Auch die obligatorischen Starkwindtage waren vorhanden, die teilweise Luvwinkel von 30° forderten, um die Richtung über Grund zu halten.
Flüge unter diesen Bedingungen sind nicht selbstverständlich und tragen viel dazu bei, dass die Schüler Erfahrungen mit ihnen sammeln und ihre persönlichen Grenzen verschieben können. Auch für die Lehrer ist es immer wieder eine Herausforderung zu entscheiden, bis wann ein sicherer Betrieb möglich ist.
Die Sicherheit stand natürlich wie immer an erster Stelle und so wurde auch bei diesem HeSchuLa ein Fokus auf ausführliche Briefings und Debriefings, offene Fehlerkultur und die Qualität der Ausbildung gelegt. Hierbei war wieder ein sehr professionelles Handeln aller Beteiligten festzustellen und es konnten immer konstruktive Diskussionen geführt werden!
Als sonstiges Highlight hatten wir dieses Jahr sogar zeitweise eine eigene Schleppmaschine für gelegentliche Kunstflüge und Trudeleinweisungen. Vielen Dank an dieser Stelle für die unbändige Motivation des Schlepppiloten der Akaflieg Stuttgart, der auch viele neue Erfahrungen beim Umgang mit den Lotsen aus Strasbourg und den marginalen Wetterbedingungen sammeln konnte.
In die Geschichtsbücher eingehen dürfte dieses Jahr auch die Gesamtzahl an während dem Flugbetrieb bestellten Pizzen und Dönern, die die Moral der Truppe über die Mittagszeit immer sehr steigern konnten. Durch diese Maßnahme konnten unter anderem auch die Statussymbole der FI´s vor dem Verfall bewahrt werden.
Ebenfalls sehr attraktiv war die Auswahl an Flugzeugen sowohl für die Schüler als auch die Scheinpiloten. Zur Verfügung standen die Typen DG1000, ASK21, Jeans Astir, AK-5b, AK-5, AK-8, Glasflügel Hornet sowie dankenswerter Weise für Fortgeschrittene die ASG32 und ASG29 der Akaflieg Karlsruhe.
Alles in allem stand dieses HeSchuLa fliegerisch in keiner Weise den Vergangenen nach. Es wurden viele tolle Flüge gemacht, zwei erste Alleinflüge und unzählige Typenkäschtle konnten verzeichnet werden. Zahlreiche neue Unterschriften in den Ausbildungsnachweisen zeugen vom Ausbildungserfolg der teilnehmenden Flugschüler, die sich vielseitig weiterbilden konnten. Wir sind voller Hoffnung, dass die unzureichende Geselligkeit nächstes Jahr nachgeholt werden kann. Immerhin hatten die Einschränkungen natürlich auch etwas Gutes: das Heschula ist letztendlich ohne Corona-Fall geblieben!
Zu guter Letzt gilt es noch, den zahlreichen Menschen zu danken, die das Heschula in seiner diesjährigen Form wieder ermöglicht haben. Angefangen selbstverständlich beim Orga-Team über die freiwilligen Flugleiter, Windenfahrer, Schlepppiloten und Fluglehrer hin zu den zahlreichen Schülern und Scheinpiloten, die mit ihrer Teilnahme ja erst die Notwendigkeit für das Lager geschaffen haben.
Wir freuen uns schon sehr auf das Heschula 2021, mit genauso motivierten Teilnehmern, interessanten Wetterbedingungen, vielseitigen Eindrücken und tollen und sicheren Flügen!
…Flugschülerin
– Anabel „KaTA“ Prietze Akaflieg Karlsruhe
Fliegerisch war das HeSchuLa für die anwesenden Flugschüler ein voller Erfolg, sowohl einsitzig als auch doppelsitzig kam es selten vor, dass man nur zwei Starts an einem Tag ergatterte. Ich persönlich habe das Lager mit nur zwei Starts begonnen und mit 30 Starts beendet. Als blutige Anfängerin habe ich nicht nur davon profitiert, dass ich keine wochenlangen Pausen zwischen den Starts hatte und mich nicht immer wieder neu an das Fliegen herantasten musste, sondern auch, dass ich durch die zahlreich anwesenden Fluglehrer eine beachtliche Bandbreite an Tipps und Tricks erhalten habe. Gerade beim neu erlernten Starten und Landen konnte ich schnell Fortschritte machen. Den Höhepunkt an Effizienz erreichten wir dank uneingeschränkter Einsatzbereitschaft der Winde im Laufe der ersten Woche mit 84 Starts. Unter den gesamten 866 Starts befanden sich auch einige Prüfungen, zu Beginn konnte ein Karlsruher Akaflieger seine Scheinprüfung ablegen und insgesamt vier Flugschüler flogen sich während des Herbstschulungslagers frei und bestanden somit ihre A-Prüfung. Abgesehen vom Fliegen mussten wir uns bei anderen Aktivitäten leider den Hygienemaßnahmen beugen: Sowohl Frühstück als auch Abendessen war auf Gäste und deren Gastgeber beschränkt, das Bergfest musste leider ganz ausfallen. Da hoffen wir umso mehr, dass das im FrühSchuLa nächstes Jahr, oder zumindest im HeSchuLa 2021, wieder normal ablaufen kann.
…Orgateam
– Ferdinand „Fridolin“ Elsner Akaflieg Karlsruhe
Die Planung des HeSchuLa war dieses Jahr eine besondere Herausforderung, anders als beim unserem vollständig abgesagten Frühjahrsschulungslager war dies jedoch schon lange vorher absehbar.
Wir beschäftigten uns also schon früh damit, wie wir unter den Bedingungen der Pandemie auf eine verantwortungsvolle Art ein Schulungslager mit Teilnehmern aus ganz Deutschland abhalten könnten. Wir erstellten ein Hygienekonzept, orientiert am Hygienekonzept des Idaflieg-Sommertreffens, bei dem wir die Dinge, die dort verbesserungswürdig erschienenen, durch geeignetere Maßnahmen ersetzten.
Die bedeutendsten Änderungen zu den Herbstschulungslagern der Vergangenheit waren, dass Übernachtungen in unserer Werkstatt, das berühmte HeSchuLa-Bergfest und der ungestörte Austausch zwischen den Mitgliedern verschiedener Akafliegs dieses Jahr nicht möglich waren.
Da die Teilnehmer des Schulungslagers verantwortungsvoll mit den Regeln dieses besonderen HeSchuLa umgegangen sind, dies aber den Flugbetrieb zumindest zahlenmäßig nicht weiter beeinträchtigt hat, können wir für das HeSchuLa 2020 im Angesicht der aktuellen Situation ein fast uneingeschränkt positives Fazit ziehen.
Wir bedanken uns bei allen Autoren, besonders Zischi aus Esslingen und würden uns freuen, wenn ihr auch auf den Seiten der anderen Akafliegs vorbeischaut! Danke auch an Kai „KiKa“ Weber für die tollen Bilder!